Ja, er tönt wieder, der Komiker, der kein echter Kabarettist sein will (und kann). Vor Jahren ulkte er über Krötentunnel, denen man am besten Beleuchtung zuteil werden lasse. Er ulkte über ausgestorbene Saurier. „Wenn eine Kurve kommt, kann man auch nicht geradeaus fahren“. Jetzt treibt er seine Blödeleien auf die Spitze und stellt die kühne Behauptung auf, dass kein Grund zum Meckern ist bei steigendem Wohlstand für siebeneinhalb Milliarden Menschen. Wahrscheinlich hat er den Jemen gemeint, wo der Reichtum den Kindern aus den Augen fließt, oder meint er vielleicht die Krisengebiete in Afrika, die Kriegsgebiete in Syrien und Afghanistan. Wenn jemand ein Smartphone vor sich her trägt, muss er noch lange nicht unter steigendem Wohlstand leiden.
Wenn Deine Säle sich langsam leeren, lieber Dieter Nuhr, dann hast Du den Hype verpasst, der die Chance in sich trägt, dass wir in dreißig Jahren keine nassen Haare kriegen, weil das Wasser über uns zusammenschwappt und es die Strohalme zum Luftholen nicht mehr in den verbleibenden trockenen Einkaufszentren auf den deutschen Mittelgebirgen zu kaufen gibt. Denn die Plastikhalme sind verboten und jene aus Stroh wird es nicht mehr geben, weil Landwirtschaft unter Wasser ein Novum ist. Daran müssten sich die Landwirte erst gewöhnen. Der Umstieg auf Garnelenzucht verspricht keine Gewinne, weil wir Garnelen schon längst importieren. So preiswert kann kein deutscher Landmann produzieren, wenn er eine Garnele aus dem Hut zaubert.
Entweder haben die einen Recht oder die anderen. Mit Klamauk und doofen unreflektierten Behauptungen wird man dieser Tage nicht mehr Gnade beim Publikum finden. Beim Sender übrigens auch nicht, denn Sender wollen Werbung verkaufen, sogar die öffentlich rechtlichen – äh – Sender. Also pochen die noch immer auf funktionierende Einschaltquoten – trotz des Rundfunkbeirats, oder gerade deswegen.
Dich unter der Rubrik „Kultur“ unterzubringen ist eine Klatsche ins Gesicht jedes Bildenden Künstlers oder Autors, der sich für den Erhalt des Planeten und die Nachwelt einsetzt. Übrigens tun das Bildende Künstler und Schriftsteller nicht erst seit Greta Thunberg (siehe Joseph Beuys und die Free International University ), mit deren Gründung er . Weltruhm erlangte. Vielmehr haben viele Menschen die Vorarbeit geleistet.
Aber ich möchte Dir ein Geheimnis verraten. Auch Entwicklungsingenieure brauchen trockene Arbeitsplätze, wenn der Meeresspiegel in diesem Fortgang menschlichen Untuns (hört! Hört!) um drei bis vier Meter steigt und man vergessen hat, die Deiche entsprechend vorzubereiten Übrigens, während Du Deine mehr oder weniger faulen Sprüche in gut besetzte Säle entlässt, hat der Unterzeichner den aussitzenden Kanzler der Wiedervereinigung auf die Notwendigkeit hingewiesen, die Deichkronen um sechs Meter zu erhöhen und das Deichmaterial (grünbewachsener Sand) gegen Deiche aus großen Steinquadern auszutauschen. Die Reaktion des weisen Herrn: „Wir werden die Anregung in das Parteiprogramm aufnehmen“.
Ins Parteiprogramm ist nicht einmal die Einführung der Eurowährung aufgenommen worden – aus Zeitgründen, versteht sich..
Aber wir wollen nicht abschweifen. Ich spreche von Unterlassungssünden und von der Behauptung, dass steigender Wohlstand siebeneinhalb Milliarden Menschen zuteil wird.
Die Frage sei erlaubt, wo Du Dich die letzten zwanzig Jahre aufgehalten hast? Im Tuka Tuka – Land? Bleiben wir in Deutschland: Unterhältst Du Dich gelegentlich mit Rentnern? Die meisten von ihnen können vor Wohlstand nicht mehr laufen – oder? Schon mal etwas von Kinderarmut in Deutschland gehört? Ich glaube schon, aber das kann man nicht lustig rüberbringen, ebenso wenig wie die „Tafeln“, die bedürftige Menschen mit dem Nötigsten versorgen, Nahrungsmitteln mit abgelaufenen oder fast abgelaufenen Verfallsdaten, die im Supermarkt keine Käufer finden. Und an dieser Stelle werde auch ich kritisch: Im nächsten Krieg essen die Menschen noch ganz andere Sachen, die ich an dieser Stelle aus Höflichkeit nicht benennen möchte.
Wissen Sie was? Der Hype um die kleine Greta kann gar nicht groß genug sein. Der Hype um Sie nicht klein genug.
Gott sei es getrommelt und gepfiffen, dass Sie Ihre Erkenntnisse aus dem Studium „auf“ Lehramt nicht bei den Kindern umgesetzt haben. Ich vermute, dass das eine mittlere Katastrophe geworden wäre.
Ich sag mal so: Setzen fünf!
Der alte Kunstmeister wünscht allen einen angenehmen Tagesverlauf und schließt wie immer:
Prost! Austrinken! Denn noch sind wir – oder anders: Dennoch sind wir!